Die wildromantische Riesenburg, die vor der Entdeckung der Fränkischen Schweiz nach den dort weidenden Schaffen und Ziegen "Geißkirche" hieß, ist eine riesige Versturzhöhle, deren Höhlendecke den Verwitterungs- und Abtragungskräften nicht mehr widerstand und vor Urzeiten eingestürzt ist. Nur zwei überspannende Felsbögen, gleichsam als Naturbrücken sind stehen geblieben. In der Zeit der Romantiker zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie, neben dem Quakenschloss zum romantischen Symbol dieser Landschaft. Der vormalige Besitzer, Graf Franz Erwein von Schönborn, der dieses Naturdenkmal 1828 von der Gemeinde Engelhardsberg erworben hatte, ließ anlässlich des Besuches des bayerischen Königs Ludwig I. und seiner Frau Therese im Sommer 1830 auf Burg Rabenstein das Gelände durch Wege und Treppen begehbar ausbauen und die baumlose Umgebung der "kahlen Felsmassen" mit Bäumen bepflanzen. Ein in den Fels gemeißelter Zweizeiler des Königs, der bekanntermaßen zu allen Anlässen Verse schmiedete, erinnert an diesen Besuch:
Folgend dem Windzug, kommen zum
Felsen die Wolken und weichen,
Unveränderlich steht aber der Fels in der Zeit.
Keiner der damals bekannten Naturforscher, Schriftsteller und Künstler ließ die Riesenburg aus. Alle waren sie begeistert von den "grausenvollen Gewölben und unheimlichen Grüften", die sich am Hang über dem Schottertal auftaten: der ansbachische Kanzleiinspektor und Zeichner Johann Gottfried Köppel 1793, der Freiheitsdichter und Patriot Ernst Moritz Arndt 1798, der Höhlenforscher Johann Christian Rosenmüller 1804, der Naturforscher August Goldfuß 1810, der Geschichtsforscher Joseph Heller 1829, der Dresdner Maler Ludwig Richter 1837, um nur einige wenige zu nennen. Alle haben sie die "riesige, schauerliche Felsenburg", das "majestätische Gebäude der Giganten" in schwärmerischen Texten und oft auch recht fantasievollen Bildern festgehalten.
E. Döttl, W. Tausendpfund, H. Weisel
Glanzpunkte der Fränkischen Schweiz
Schriftenreihe II des Fränkischen Schweiz Vereins, Verlag Palm und Enke,
Erlangen, 2007
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Die Sage von der Riesenburg:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Schöppner,+Alexander/Sagen/Sagenbuch+der+Bayerischen+Lande/Erster+Band/148.+Die+Riesenburg
Schautafel Riesenburg
Bayerns schönste Geotope
Geologie:
Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt:
www.lfu-bayern.de
http://www.lfu.bayern.de/geologie/fachinformationen/geotope_schoensten/oberfranken/61/index.htm
Die Riesenburg stellt die Überreste einer ausgedehnten Karsthöhle im so genannten Frankendolomit dar, die durch teilweise Auflösung des Gesteins unter Einwirkung von Wasser entstand. Später schnitt der Fluss Wiesent die Höhle an und erweiterte sie, wodurch große Teile der Decke einstürzten. Die vorhandenen Bögen stellen die Relikte des ehemaligen Höhlendaches dar.
Beschreibung
Entstehung des Frankendolomits
Zur Zeit des Oberen Juras, vor etwa 150 Millionen Jahren, kam es zu einem weltweiten Meeresspiegelanstieg. Auch Süddeutschland wurde überflutet und es entstand ein flaches Schelfmeer, welches Verbindung zum südlichen "Ur-Mittelmeer" hatte. Unter den damals tropischen Klimabedingungen kam es in dem warmen Flachmeer zunächst zur Bildung von Kalkgesteinen. Später siedelten sich Kieselschwämme an, die teilweise mächtige Riffe aufbauten. Die Riesenburg liegt im Bereich eines derartigen Schwammriffes.
Durch Austausch von Magnesium aus dem Meerwasser und Kalzium aus den Kalkablagerungen bildete sich im Zuge der Gesteinsverfestigung noch im Jura aus dem ursprünglichen Kalkstein ein massiger Dolomitstein, bestehend aus Magnesiumkarbonat. Dieser so genannte Frankendolomit, der besonders standfest und verwitterungsbeständig ist, baut einen Großteil der markanten Felsgebilde der Frankenalb auf.
Die Bildung von Karsthöhlen
Hebungen der europäischen Kontinentalplatte gegen Ende des oberen Jura führten zu einem Rückzug des Meeres. Zu Beginn der folgenden Kreidezeit war das Gebiet der heutigen Frankenalb zunächst Festland. Während dieser Zeit herrschte tropisches Klima und es kam zu einer intensiven Verwitterung der vorher entstandenen Kalk- und Dolomitgesteine.
Regenwasser nimmt CO2 aus der Atmosphäre und beim Versickern aus dem Boden auf. Entlang von Trennflächen im Gestein, so genannten Klüften, kann dieses Kohlensäurehaltige Wasser in den Gesteinsverband eindringen. Die leichte Säure vermag Kalk bzw. Dolomit zu lösen und bewirkt im Lauf der Zeit die Bildung von Hohlräumen im Gestein. Durch diese "Verkarstung" entstehen unterirdische Hohlraumsysteme, die schließlich das Gebiet komplett unterirdisch entwässern.
In der Zeit der Oberkreide stieß erneut ein Meer in den Bereich der Frankenalb vor. Die darin liegenden Karsthöhlen wurden meist mit Sedimenten verfüllt. In der Tertiär-Zeit erfolgte durch regionale Hebung ein erneuter Meeresrückgang sowie eine teilweise Freilegung der Juralandschaft.
Wie entsteht eine Höhlenruine?
Von der ursprünglichen Höhle ist an der Riesenburg fast nichts mehr zu
erkennen. Der möglicherweise bereits in der Unterkreidezeit angelegte Hohlraum
ist fast vollständig mit lehmigen Sedimenten verfüllt. Erst durch die
Eintiefung des Wiesenttales in der jüngsten Erdgeschichte wurde der talnahe
Teil der Höhle wieder frei geräumt und erweitert.
Dadurch fehlten nun die umgebenden Gesteine und die Hohlraumfüllung, welche
die Höhle vorher stabilisiert hatten; Teile des Höhlendaches wurden instabil
und stürzten ein, nur die drei erhaltenen Bögen der Riesenburg blieben als
seine Relikte stehen. Weiterhin sind Überhänge, so genannte Balmen erhalten.
Sie sind der Lebensraum von einzigartigen Pflanzengemeinschaften, den so
genannten Balmenfluren.
Die Riesenburg im Wandel der Zeit
Die wildromantische Szenerie der Riesenburg erregte schon früh das Interesse der Menschen. Sie wurde schon Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem Ausflugsziel, das unter anderem König Ludwig I. besuchte. Damals wurde die Riesenburg von einem Grafen gekauft, der die vorher kahlen Hänge aufforsten ließ, um die romantische Wirkung der Felsen zu erhöhen. Heute sind die Hänge in der Region dagegen fast durchwegs bewaldet und Felsen wie die Riesenburg müssen gezielt freigestellt werden, um Besucher darauf aufmerksam zu machen.